13.3.48
1
Ein Mann mit einem jugendlichen Körper und einem alten Kopf. Der Kopf, angegraut, Schlängelgefässe an den Schläfen, Falten und Furchen; der Kopf alt, gealtert; der Körper beinahe jugendhaft, schön, beweglich, ein durch und durch junger Rumpf.
Eine Frau mit wunderbaren Zügen, fein, zart, mädchenhaft, „engelartig“, wirklich schön, mit dem weissen Duft einer Lilienblüte. Im Unterleib ein zerstörendes durchfressendes Gewächs. Wo Du eine Erscheinung siehst, so wird eine andere dabei, dagegen, auch da sein, die dazugehört. Es erscheint nichts, das nicht eine Gegenerscheinung hervorruft. Ja, es kann nicht sein, ohne das Sein dieser Miterscheinung, Gegenerscheinung. Ein Blühen auf dem Boden der Verwesung. Ein Jüngern als Untergrund des Alterns.
2
Du siehst erst alles, wenn in Deinen Blickkreis: diese Gegenbildung, dieser Gegenprozess, oder Gegenzustand tritt. Was Dir erscheint, es ist als solches einzelnes kein wirkliches. Es ruht auf einer Gegenwirkung, es findet die Daseinsstücke in einem Gegenreich; es ist gehalten in der Existenz, weil ein anderes entsteht. Sie halten einander. Wagschalen. Balance.