7.3.1948

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beide Seiten eines und derselben.

Zuerst die Kulthandlung

          das Kultdrama

 In diesem erlebt die Seele die volle Wirklichkeit. Sie erlebt ihre Wirklichkeit: ihre Grundbewegungen, ihr wirkliches Leben, ihr „Atmen“. Diese Grundbewegungen, diese Urimpulse der Seele treten dann auf bei der Komödie und der Tragödie. Erst beides erlebend gibt der Seele ihre volle Wirklichkeit, ihr volles Leben: wie Einatmen u. Ausatmen, Systole und Diastole; sind Komödie und Tragödie die Erreger der beiden Urtätigkeiten der Seele. Darum müssen

 

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beide das sein, darum ist die eine ohne die andere nicht möglich; darum sind sie Offenbarer des einen, der Seele, in ihren zwei Urtätigkeiten.

Darum sind die Dionysien so eingerichtet, dass die Seele ihre volle Tätigkeit entfaltet, die Seele wirklich Seele wird durch die Dionysien. Seelenentfaltung, entwicklung u. bildung ist die Wirkung von Komödie u. Tragödie. Im Mysteriendrama gehen sie wieder in eines zusammen, wie sie einst aus einem entstanden sind.

Kultdrama (das Gottestun)

Tragoedie Komoedie.

Mysteriendrama

 

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was ich sagen will, ist: Komödie und Tragödie führen die erlebende Seele so, erregen sie so, lassen sie so etwas durchmachen, dass die Seele ihre Ur- und Grundtätigkeiten (bewegungen, vorgänge, zustände, Pulsationen, Atmungen) vollzieht, und dadurch wieder volle und ganze Seele wird. Sie wird wieder Seele, richtiges gesundes ursprüngliches Seelenwesen. Was sie ursprünglich ist und in sich veranlagt hat, wird sie wieder, wird sie erst. durch das Drama.

Hans Jenny über ...

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