(7.5.2017, Sonntag)
Heute haben wir vor, uns im Zentrum etwas umzuschauen. Wir laufen durch die Straßen. Die Gebäude sind sehr verschieden. Internationale Architekten haben hier die Möglichkeit, ohne viel sparen zu müssen neue Architektur zu wagen. Gepaart mit den Rosen, die überall an den Straßen, den Gehwegen und Anpflanzungen zu sehen sind, entsteht ein ruhiges und lebendiges Lebensgefühl. Wir laufen in Richtung der Verbotenen Stadt. Was auf der Karte klein erscheint, ist doch sehr weit weg. Nach ca. 2 km steigen wir in einen Bus, da wir erst die Hälfte des Weges hinter uns hatten und die Verbotene Stadt auch nicht gerade klein ist. Alles liegt im Zentrum.
Die Verbotene Stadt ist 500 Jahre alt, ein Palastbau, der 24 Kaiser beherbergte und zwei komplette Dynastien (die Ming und die Quing), die größte Palastanlage der Welt. Beim Bau der Verbotenen Stadt beschäftigte der Kaiser ganze Heerscharen von Arbeitern, bis zu einer Million. Es sind auch Tausende, wenn nicht Zehntausende von Menschen, die pro Tag hindurchgeschleust werden. Integriert sind verschiedene Museen. Bei Todesstrafe war es damals keinem Menschen vom Volk erlaubt, die Verbotene Stadt zu betreten. Der Kaiser und der Hof verließen nur äußerst selten die Stadt, wenn es gar nicht anders ging. Durch die Weltabgeschiedenheit entstand eine Hofetikette.
„in der dünnen Luft unter dieser Glasglocke blühte und gedieh ein elitärer Klüngel. Ein lähmender Kodex aus Verhaltensregeln, Protokollen und Aberglauben leistete seiner Weltfremdheit weiter Vorschub, als deren herausragendstes Merkmal man vielleicht seine Schar zwitschernder Eunuchen nennen könnte. Von hier aus regierten die Kaiser Chinas, nicht selten unberechenbar und willkürlich, und gelegentlich geriet die Macht dabei in die Hände opportunistischer Höflinge und Eunuchen. … Im Jahr 1911 k lopfte schließlich die Revolution an die gewaltigen Tore und läutete das Ende der Mandschu-Quing und der dynastischen Herrschaft ein.“
(Aus Beijing von Daniel McCrohan und David Eimer, S. 66)
Der Palast wurde im 20. Jahrhundert zweimal geplündert. Tausende Kisten von Relikten wurden fortgetragen und nach Taiwan geschafft, wo sie heute im Nationalen Palastmuseum von Taipeh zu sehen sind. Manche halten diese Tatsache für einen glücklichen Umstand, da die Kulturrevolution einen großen Teil der kostbaren Kunstgegenstände Chinas zu Kleinholz verarbeitet hat.