Nur dort, wo Kunst und Wissenschaft beide auf dasselbe Phänomen gerichtet werden, wird das Wissenschaftliche wieder an die Wirklichkeit angeschlossen. 

(folgender Textauszug ist aus: Atmani & Manfred Bleffert: "Welt Kymatik Kongress", Mani Verlag 2014)

Novalis verweist auf das innere Verhältnis von Kunst und Wissenschaft als zwei Wege, wie der Mensch etwas durch sich und seine Organe hindurchzieht:

„Die Kunst zerfällt, wenn man will, in die wirkliche (vollendete, durchgeführte, mittels der äußeren Organe wirksame) Kunst und in die eingebildete (unterwegs in den innern Organen aufgehaltene und nur mittels dieser wirksamen) Kunst. Letztere heißt die Wissenschaft im weitesten Sinne. Beide zerteilen sich in die Hauptabteilungen, in die bestimmte, durch Gegenstände oder andre Zentralfunktionen der Sinne schon gerichtete, durch Begriffe determinierte, endliche, beschränkte, mitteilbare Kunst – und in die unbestimmte, freie, unmittelbare, originelle, nicht abgeleitete, zyklische, schöne, selbständige, reine Ideen realisierende, von reinen Ideen belebte – Kunst.Jene ist nur Mittel zum Zweck, diese Zweck an sich, befriedigende Tätigkeit des Geistes, Selbstgenuss des Geistes. Die Wissenschaft im weitesten Sinn betreiben Gelehrte, Meister der bestimmten Kunst, und Philosophen, Meister der unbestimmten, freien Kunst.Die Kunst katexochin oder die wirkliche (äußre) Kunst treiben Handwerker, Meister des bestimmten Teils, und Künstler katexochin, Meister der freien Klasse. Der Gelehrte erreicht das Maximum in seiner Wissenschaft durch die höchste Simplifikation der Regeln und mithin des Stoffs. Kann er aus einer bestimmten Regel alle bestimmten Regeln ableiten, alle bestimmten Zwecke auf einen Zweck reduzieren usw., so hat er seine Wissenschaft auf den höchsten Grad der Vollkommenheit gebracht. Der enzyklopädische Gelehrte, der dies im Umfange aller bestimmten Wissenschaften tut, - und so alle bestimmten Wissenschaften in eine bestimmte Wissenschaft verwandelt, ist das Maximum eines Gelehrten. Die bestimmte Kunst könnte man Wissenschaft im engern Sinne nennen. Philosophie kann man die freie, eingebildete Kunst nennen. Der Philosoph, der in seiner Philosophie alle einzelne Philosopheme in ein einziges verwandeln, der aus allen Individuen derselben ein Individuum machen kann, erreicht das Maximum in seiner Philosophie. Er erreicht das Maximum eines Philosophen, wenn er alle Philosophien in eine einzige Philosophie vereinigt.So auch mit dem Handwerker und Künstler. Die Gelehrten und Handwerker verfahren mechanisch bei ihrer Simplifikation. Sie vereinigen zerlegte Kräfte – und zerlegen diese vereinigte Kraft und Richtung wieder methodisch. Der Philosoph und der Künstler verfahren organisch, wenn ich so sagen darf. Sie vereinigen frei durch eine reine Idee und trennen nach freier Idee. Ihr Prinzip, ihre Vereinigungsidee, ist ein organischer Keim – der sich frei zu einer unbestimmte Individuen enthaltenden, unendlich individuellen, allbildsamen Gestalt entwickelt, ausbildet, - eine ideenreiche Idee“. (Novalis, Fragmente, 1095)

Nehmen wir diese Aussagen von Novalis ernst, so ist eine Wirklichkeitsauffassung ohne das richtige Verhältnis von Kunst und Wissenschaft im Menschen nicht möglich. Die Kunst wird wie Ausatmen der Seele zum Einatmen durch die Wissenschaft, indem die Wissenschaft abbildet in Begriffen und die Kunst in der Signatur der menschlichen Seelenausatmung die Welt bespricht.Novalis lässt dabei selbst die Künste Malerei und Bildhauerei/Architektur mit der Musik durchdringen:

„Durchdringung von Plastik und Musik – nicht bloß Vermittlung“.
„Ton zu jeder Gestalt – Gestalt zu jedem Ton“. (Novalis, ‚Fragmente III)

„Kunstlehre. (Malerei) Plastik also nichts anderes als Figuristik der Musik. Merkwürdiger Ausdruck: Im höchsten Schwunge. (Malerei)Plastik-objektive Musik. Musik-subjektive Musik oder Malerei. Man sollte alles nötigen, sich akustisch abzudrucken, zu silhouettieren, zu chiffrieren. Fixierte Bewegungen sind Linien. Der Zirkel entsteht durch Zentralschwingung einer Fläche“. (Novalis, Fragmente I, 1957; 358)

Es besteht also die Aufgabe, Kunst und Wissenschaft tätig in sich durch die Phänomene und die Antwort der Seele auf diese in Einklang zu bringen. Kehren wir wieder zurück zu unserem Weg, das Laboratorium Altar werden zu lassen. Den Eingang dazu finden wir wiederum durch Novalis:

„Höhere Physik. Der Mittelpunkt ist ein Konsonant – so wie die Peripherie (des Universums). Die Betrachtung der Welt fängt im Unendlich-absoluten Diskant am Mittelpunkt an und steigt die Skala herunter – die Betrachtung unserer selbst fängt mit dem unendlichen absoluten Bass an, der Peripherie, und steigt die Skala aufwärts. Absolute Vereinigung des Basses und Diskants. Dies ist die Systole und Diastole des göttlichen Lebens“. (Novalis, Fragmente, 1957; 138)

Damit sind wir wieder bei Zusammenziehung und Ausdehnung angelangt, die die Urgebärde der Welt in Makro- und Mikrokosmos vom All bis zum Herz und andersherum umfassen.Vielleicht lässt sich der Weg abkürzen, um nun nicht in eine mühselige lineare Wissenschaftstheorie zurückzufallen, die ja auch Goethe schon als grau einstufte.

  • Was in der Welt ist denn nicht Ton? 
  • Was ist nicht Rhythmus und damit Periodik?
  • Was ist nicht Klang?
  • Was ist nicht Geräusch und damit nicht Schall?
  • Was ist nicht Form?
  • Was ist nicht Dynamik?
  • Und was ist nicht das Zusammenspiel all dieser?

Und so bedarf es, dass wir die Grundlagen mit Hans Jenny neu prüfen zu Gunsten einer Phänomenologie und Kunst aus der Welt und dem Menschen. Dass die Welt aus dem Klang entstanden ist, davon berichten uns alle Religionen. (Im Anfang war das WORT; OM MANI PADME HUM, OM – die Urklangkraft; Veda – das göttliche Schöpfungswort …). Wie aber heute der Mensch die Welt ergreifen kann auf Grund der Phänomenologie der Kymatik in Wissenschaft und Kunst, das ist die Hauptfrage, die dem 1. Welt-Kymatik-Kongress gestellt ist. ‚Alles will Ton werden‘, so Friedrich Hölderlin. Im Folgenden wird dieser Frage nachgegangen aus der Sicht der Geisteswissenschaft. Wollen wir nun wirklich einen Neuanfang vollziehen, der mit Begriffen arbeitet, die sich in die Wirklichkeit tauchen lassen, so bedarf es eines Schrittes zurück. Das, was die Stoffeswelt bildet, ist nach der Geisteswissenschaft der Äther. Ohne den Ätherbegriff wird es nicht gelingen, die Entstehung der Welt in der neuen Wissenschaft der Kymatik zu erfassen.

Greifen wir auch da historisch etwas zurück: Einige wesentliche Wissenschafter, Dr. Ita Wegman, Dr. Ehrenfried Pfeiffer und andere um Dr. Rudolf Steiner arbeiteten Dr. Günther Wachsmuth dasjenige zu, was es bedurfte, um die ätherischen Bildekräfte zu beschreiben. Hören wir nun die einleitende Beschreibung zu den Chladnischen Klangfiguren und damit zu der Frage, wie sich heute geisteswissenschaftlich die Physik erweitern lässt:

„Es soll im folgenden nicht auf das Tonerlebnis und die Harmonielehre der Tonwelt eingegangen werden, weil dies einer gesonderten Besprechung bedarf. Die Schöpfer großer Weltanschauungsbilder, wie Kepler, wußten ja noch die ‚Zusammenklänge der Welten’ (‚Harmonices mundi’) des kosmischen Systems mit den Harmonien der durch den Menschen erlebbaren Tonwelt in innere und äußere Beziehung zu setzen, eine Erfassungsmöglichkeit großer Zusammenhänge, die unserer abstrakten Verstandeskultur verlorengegangen ist. Dadurch ist uns aber auch das wirkliche Verständnis gewisser organisch verknüpfter Abhängigkeiten kosmischer und irdischer Prozesse verlorengegangen, die sogar für das Messen, Zählen und Wiegen von großer Wichtigkeit sein könnten. Während also die ‚Harmonices mundi’ einer gesonderten Betrachtung vorbehalten bleiben müssen, soll hier vorerst die Entstehung des irdischen Phänomens ‚Ton’ im Rahmen der Wirksamkeit der ätherischen Bildekräfte betrachtet werden.Wir hatten im Kapitel II über die ätherischen Bildekräfte den Chemischen Äther auch den ‚Klangäther’ genannt, und dies folgendermaßen ausgeführt: ‚Der Chemische Äther betätigt sich nicht nur in der ihm eigenen Art in der Differenzierung, dem Trennen und Zusammenfügen der Substanzen, seine Kräfte sind es auch – nur gleichsam in einer Betätigung auf einem anderen Wirkungsfeld -, die den sinnlich wahrnehmbaren Ton vermitteln. Die innige Verwandtschaft dieser beiden Gebiete wird uns ja deutlich bei dem Phänomen der Chladnischen Klangfiguren. Da ist es Ton, der das Durcheinanderfügen, das Ordnen und Formen von Stoffen und Stoffgebilden bewirkt. Was der grobsinnliche Ton da in dem Staub bewirkt, das geschieht überhaupt im Raum. Der Raum wird durchwogt von den Kräften des Chemischen Äthers, die den Stoff nach Art der Chladnischen Staubfiguren differenzieren, trennen und zusammenfügen. Der Chemische Äther hat auch in Wirklichkeit tonartige, klangartige Wesenheit, wovon der sinnliche Klang, der Ton, den das sinnliche Ohr hört, nur ein äußerer Ausdruck, nämlich ein durch die Luft hindurchgegangener Ausdruck ist“. (Günther Wachsmuth, Die ätherischen Bildekräfte in Kosmos, Erde und Mensch, IX. Kapitel unter Mitwirkung genannter Wissenschafter.)

(Ende des Textauszug aus Atmani & Manfred Bleffert: "Welt Kymatik Kongress", Mani Verlag 2014)

 

Die Phänomene der Welt sind ausnahmslos sinnlich und übersinnlich. Eine Trennung in Wissenschaft und Kirche ist historisch geschehen. Überall also wirken Kräfte, die sich als Wesen zeigen. 

Dies kann man nur als das Triadische Urphänomen anschauen, als Gestalt (Idee, Wesen), Rhythmus und Bewegung, das überall auffindbar ist. So hat Hans Jenny die Kymatik als neue Methode begonnen, die Welt nun aufschließen zu können. 

Rudolf Steiner hat darauf hingewiesen, dass mit der Auferstehung alle Naturgesetze sich grundlegend gewandelt haben. Es ist also keine Hilfe, alte Mythen heranzuziehen, da diese gar nicht mehr gelten können. Erst heute ist es möglich, die Welt voraussetzungslos anzuschauen und dabei mit der Technik das Wirken der Neuen Naturgesetze zu erfassen, die nichts mehr mit der Zeit vor der Auferstehung zu tun haben. So kann nun ein neues Wirken entstehen, Musica terra, wenn wir anfangen, die tatsächliche Gesetzlichkeit in der Welt zu erfassen. 

 

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