(Alle Zitate aus Hans Jenny, Kymatik, Wellenphänomene und ihre Schwingungen, AT-Verlag, 2009, S.13ff.)
Hans Jenny geht von der Beobachtung aus, nicht von einer Gedankengebärde. Der beobachtende Blick trifft sowohl in der belebten als auch in der unbelebten Natur in weitem Umfang auf periodische Verhältnisse.
„Die beobachteten Systeme zeigen einen sich wiederholenden Wechsel entgegengesetzter Zustände“.
Jenny beschreibt, wie sich in der Natur polare Phasen sowohl in den Vorgängen, in den Geschehnissen als auch in den gestalteten und strukturierten Elementen wiederholen. So sind
„die mächtigen Systeme des Kreislaufs und der Atmung geradezu durch diese periodische oder rhythmische Natur bestimmt“.
Wir finden diesen Rhythmus in Experimenten und Inspirationen der Lunge, Systole und Diastole des Herzens. Auch im Nervensystem (Impulse in serieller Weise) und in der tätigen Muskulatur finden wir Schwingungszustände. In allen Naturreichen, vom Größten bis zum Kleinsten stoßen wir auf Geschehen, das sich in wiederholenden Folgen abspielt. Dabei läuft dies
„nicht kontinuierlich, in einer Geraden, ab, sondern fortwährend schwingend, oszillierend, wellend, pulsierend usw...“.
Überall finden wir in den Gestaltungen der Natur sich repetierende Strukturen, unzählige Fasergerüste, Raumgitter und Netztexturen. Das gesamte Pflanzenreich ist ein gigantisches Beispiel sich wiederholender Elemente, ein unendliches Bilden von Geweben findet dort statt.
„… Auch im Tierreich ist der periodisch rhythmische Stil ein dominierender Faktor…“.
Nun geht Jenny über die Metamerie der verschiedenen Tierstämme, die intrazellulären Verhältnisse bis zu Gensystemen: alle sind solcher oszillierender Prägung unterworfen. Diese Prägung scheint selbstverständlich. Sie ist es aber nicht. Dieser periodische Stil stellt einen Weltaspekt dar und erregt, sofern man sich in ihn vertieft, in höchstem Maße – Staunen.
Sodann steigern sich die Organismen zu reinen Erscheinungen der Schwingungsnatur in den Lautbildungen, und die Sprache selbst ist wieder die Steigerung innerhalb dieses Gebietes.
So durchstreift Jenny kymatisch anschauend auch die anorganische Welt, ebenso die makrokosmische in Rotation, Pulsation, Turbolenzen, Umläufen, Sphärengliederung, Plasmaschwingung, Periodik in vielerlei Ausprägung im Einzelnen und Ganzen, bis in die Kernphysik (Schalen-Gliederung, Nukleonenstruktur, Gliederung von Mesonenwolken, Sphärenschwingung).
„Der Aspekt des Periodischen ist also auch hier umfassend“.
„Um den systematischen universalen Charakter periodischer Phänomenologie zu erweisen, müsste natürlich noch vieles hinzugefügt werden: Strukturchemie, Kolloidchemie, mechanische Spannungserscheinungen, wie sie in der Spannungsoptik, in den Ordnungen der Isochromaten und Isoklinen offenbar werden, all die scharen der sich durchwirkenden Trajektorien, um nur einiges zu nennen“.
So eröffnet Hans Jenny eine neue Betrachtungsweise, indem überall die Welt in Schwingungs- und Wellenprozessen untersucht werden kann. So z.B. auch die Sonnenphysik:
„In das Vorstellungsbild der Sonne können serielle Strukturen, eigentliche akustische Wellen, Plasmaschwingungen, Turbulenzen, Wiederholungstendenzen vielfacher Art, periodischer Dynamik usw. aufgenommen werden.
Dazu kommt, dass viele der angeführten Systeme polyperiodischen Charakter haben. Die Rhythmen, die Schwingungen durchweben sich. Bei allen aber ist der periodische Stil ihrer Erscheinung essenziell; er ist wesensnotwendig, ohne ihn sind sie gar nicht existent“.
Alle diese Beispiele, auch wenn es sich um verschiedenste Dinge und Ursachen handelt, haben doch alle die Rhythmizität, die Oszillation und die Serialität gemeinsam. All diese Beobachtungen des periodischen Charakters in der Natur lassen die Frage entstehen:
„Wie wirken in concreto die Schwingungen in einem bestimmten Milieu, in einem bestimmten Medium, in einem bestimmten Material? Auch wenn bekannt wäre, ob es sich um hormonale Einflüsse, um neurale Impulse, mechanische oder chemische Kräfte handelt, bliebe doch das eigentliche Problem bestehen: Wie ist das Geschehen der verschiedenen periodischen Phänomene nun wirklich? Was vollzieht sich tatsächlich im periodischen Feld?“
Es kommen dabei die allerverschiedensten Systeme in Betracht, und so
„muss das Rhythmische, das Serielle in seinem jeweiligen eigensten Bereich aufgesucht, genau verfolgt und sein eigener Charakter beobachtet werden“.
„Um die vorliegende Problematik präziser zu umreißen, sei ein Beispiel für viele gewählt: der quergestreifte Skelettmuskel in Tätigkeit. Wenn der Skelettmuskel voll zusammengezogen ist, befindet er sich im Zustand des sogenannten Tetanus. Scheinbar ist er dann in einer kontinuierlichen Spannung. Bei genauer Untersuchung und Messung ergibt sich aber ein völlig anderes Bild. Es zeigt sich, dass auch beim sogenannten »glatten Tetanus« Oszillationen im Muskel laufen, die mechanisch, optisch und akustisch nachgewiesen werden können; sie entsprechen den Impulsfrequenzen, die dem Muskel zukommen. Der Muskelton, der am kontrahierten Muskel hörbar ist, entspricht also dem Rhythmus, der Frequenz der »Miniaturkontraktionen auf der Höhe des Tetanus« (Reichel1960) Das ganze Geschehen des tätigen Muskels verläuft demnach in solchen Rhythmen. Man stelle sich nun aber vor, was das heißt. Die zahlreichen und ungeheuer komplizierten Prozesse, die im tätigen Muskel spielen, sind in dieses Frequenzgeschehen einbezogen. In diesem Feld der Schwingung vollziehen sich all die bioelektrischen, chemischen, mechanischen, energetischen, thermischen, strukturellen, kinetischen, dynamischen Abläufe. Wie wirkt sich in all diesen Sparten der oszillatorische Vorgang aus? Was geschieht in den Flüssigkeitssystemen an kinetischen Wirkungen bei solcher Schwingung? Welche Rolle spielen die strukturellen Elemente bei diesen Vibrationen? Wie vollziehen sich chemische Reaktionen, wenn sie sich in Medien abspielen, deren gesamte Prozesse in Frequenzen verlaufen? Solche Fragen tauchen unmittelbar aus dem Beobachtungsfelde auf“.
Bei all diesen Untersuchungen muss die Beobachtung mit verhältnismäßig einfachen Vorgängen beginnen,
„die experimentellen Bedingungen müssen vielfach abgewandelt werden; man muss sich von Versuchsreihe zu Versuchsreihe vom Gegenstand selbst führen lassen“.
Dabei geht es nicht darum, das Periodische, das Rhythmische für sich darzustellen, es aus dem Zusammenhang seiner Welt nach wellentheoretischen Gesichtspunkten herauszulösen.
„Im Gegenteil: Es soll in seiner Welt, in seinem Milieu aufgespürt werden, um seine spezifischen Effekte zu entdecken, um seine vielfache Wirkung zu erkennen“.
Dabei ist streng phänomenologisch und empirisch vorzugehen, und alles Deuten oder Analogisieren wäre völlig verfehlt.
„Will man das umrissene Forschungsfeld kennzeichnen, so kann man ihm den Namen Kymatik geben (to kyma, die Welle, ta kymatika, Dinge, die sich auf Wellen beziehen). Damit ist zum Ausdruck gebracht, dass es sich nicht nur um Schwingungsphänomene im engeren Sinne handelt, sondern eben vor allem um Schwingungseffekte. In dieser Dokumentation werden vorwiegend Erscheinungen aus dem akustischen Bereich bis zum niederen Ultraschall experimentell dargestellt. Dazwischen sollen auch Beispiele periodischer Natur ohne eigentliches Schwingungsfeld Erwähnung finden, um den Ausblick auf das allgemeine Gebiet der Periodik, sozusagen auf eine Kymatik im weiteren Sinne, zu eröffnen“.
Dieser Aspekt kann in dem Artikel: "Schwingende Welten (Kymatik - eine ganzheitliche Wissenschaft)" von Atmani, erschienen in Tattva Viveka Nr. 60 vertieft werden.